SEBASTIAN FIEDLER PHOTOGRAPHY

Warum ich Nikon nicht mehr vermisse und wie Fujifilm meine neue Liebe wurde.

Vor etwas mehr als 2 Jahren entschied ich mich zugunsten der Portabilität eine Fujifilm XT-20 zu kaufen. Die Kamera sollte meine Nikon D800 unterwegs ersetzen, da ich es Leid war bei jeder Reise oder Fotosession mehr als 10Kg Gepäck zu tragen.
Mittlerweile schmiede ich Pläne, meine Nikon Ausrüstung komplett zu verkaufen.

Warum ich so denke und wieso ich ausgerechnet einen APS-C Sensor meine Vollformat Kamera ersetzen lies, möchte ich euch nun erzählen.

Meine D800 war damals eine große und im wahrsten Sinne schwerwiegende Anschaffung. Nicht weniger als das Flaggschiff sollte es 2013 werden. Für meine Ausbildung zum Produktfotografen, war ich auf der Suche nach einer Kamera, die eine (manuelle) Bedienbarkeit auf Profi-Niveau garantiert und gleichzeitig keine Kompromisse bei der Auflösung macht. 36 Megapixel in Kombination mit hochwertigen Objektiven waren wirklich beeindruckend und sind auch heute technisch noch lange nicht überholt – mitunter der Grund weshalb das Produkt über ein Jahrzehnt bei mir zum Einsatz kam. In dieser Zeit hat sich einiges getan: DSLMs – also spiegellose Kameras eroberten zunehmend den Markt und verdrängten zunehmend klassische (Vollformat) Kameras mit Pentaprisma-Sucher. Auch die neuen digitalen Sucher wurden zunehmend besser, ein Unterschied der mich zu Beginn besonders abschreckte, da diese meist schlecht aufgelöst waren und niedrige FPS boten. All das gehört mittlerweile zur Vergangenheit und Unternehmen wie Canon, Nikon und Sony konzentrieren sich mittlerweile voll und ganz auf modern spiegellose Profigeräte.

Die Fujifilm war dann ein Spontankauf, sicherlich jedoch auch abwägend getroffen worden. Es musste nicht die Spitze der Fahnenstange werden, sondern die Kamera musste mich im Alltag begleiten können, sei es bei Familienfeiern, Wanderungen oder spontanen Fototouren. Mit rund 24MP war sie der Nikon doch deutlich unterlegen. Besonders bei der anschließenden Bearbeitung sind Crops eben nicht im gleichen Umfang möglich wie bei meiner D800 und auch die Umstellung auf den neuen Crop-Faktor der Brennweiten war ungewohnt. Technisch und grob gesehen geht der Pokal also nach wie vor an die Nikon.

Aber was konnte mich dann überzeugen?
Nach einigen Monaten der Nutzung bemerkte ich schnell, dass das Fotografieren mit der Fujifilm deutlich mehr Spaß machte und ebenso die Ergebnisse mich befriedigten (ich bin ein elender Perfektionist). Hierzu trug besonders der Faktor Gewicht bei. Nicht nur die Kamera ist federleicht und ein Winzling verglichen mit dem alten Monster, auch die Objektivwahl und die dadurch entstehende Spontanität bei der Motivgestaltung sind für mich ein Aha-Moment gewesen. Das nötigste passt in eine kleine Umhängetasche und die Komplette Ausrüstung in meinen neuen (kleinen) Kamerarucksack. Ein spontaner Ausflug mit allen meinen Nikon Optiken und Stativ? NO WAY! Man war einfach mehr mit Tragen und dem Wechseln von Objektiven beschäftigt, als sich auf das Motiv und die Sache selbst zu konzentrieren. Klar Bedienung und Menüführung erforderten etwas Umgewöhnungszeit (ich mag die Nikon Software wirklich), aber gerade die vielen manuellen Einstellungsmöglichkeiten der Fuji überzeugten mich. Das beginnt am Blendenring der Objektive und hört beim Einstellungsrad für die Belichtungskorrektur auf. So spontan und intuitiv konnte ich noch nie auf sich ändernde Bedingungen reagieren. Mittlerweile besitze ich einen ganzen Rennstall Fujifilm-Optiken und bin begeistert von deren Abbildungsleistung und der Kompaktheit. Ende Mai werden die neuen X-H2 Profimodelle von Fujifilm angekündigt und ich kann es kaum erwarten wieder jenseits der 24MP zu agieren (eine Variante wird 40MP bieten). Der APS-C Sensor und das Fujifilm X-System – zu unrecht von mir in der Vergangenheit unterschätzt und belächelt. Es kommt eben nicht immer auf die technisch beste Ausführung an, das musste ich (wieder) lernen und akzeptieren, denn auch ich habe mal klein angefangen. Und jedem dem das nicht genügt – Fujifilm ist einer der wenigen Hersteller die digitale Mittelformat-Kameras anbieten, nochmal ein ganz anderes Level.

Summa summarum – Die Fujifilm ist einfach deutlich fokussierter. Es geht wieder um die Fotografie an sich und die Freude am ganzen Prozess. Ich persönlich glaube es ist eine Art Philosophie aus den anologen Zeiten, die Fuji es hier schafft zu vermitteln und so auch meine Liebe zu Hobby und Berufung wiederzubeleben. Wenn ihr Bekannte mit einer Fujifilm habt, schaut sie euch mal an! Auch andere Hersteller bieten tolle Modelle, die ein ähnliches Feeling vermitteln.